jeden Sonntag um 10:30 Uhr:
Präsenz-Gottesdienst mit parallelem Kindergottesdienst und Livestream-Übertragung.
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Ich bin der Weinstock
Ich bin der Weinstock; ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt reichlich Frucht. Denn getrennt von mir könnt ihr gar nichts bewirken (Johannes 15,5).
Bei diesem letzten Ich-Bin-Wort von Jesus geht es um Gärtnerei. Ich persönlich habe nicht so den grünen Daumen und schon gar nicht übermäßig viel Ahnung von Weinbau. Aber trotzdem weiß ich, dass eine Pflanze oder Frucht nicht weiterleben kann, wenn man sie abschneidet oder abreißt. Das gilt für Gänseblümchen genauso wie für einzelne Äste, Obst oder eben Weinreben.
Jesus sagt, dass er der Weinstock ist und wir die Reben sind. Die Reben tragen die Früchte, aber der Weinstock hat die Wurzeln. Ohne Weinstock gibt es keine Versorgung, keine Nährstoffe, kein Wasser. Darum muss eine Rebe mit dem Weinstock verbunden bleiben, sonst kann sie keine Frucht bringen. Genauso müssen wir mit Jesus verbunden bleiben, wenn wir gute Früchte bringen wollen. Uns von Jesus zu trennen, vor ihm wegzulaufen, bedeutet auch, uns von unserer geistlichen und seelischen Versorgung zu trennen.
Das Wort, das mir hier besonders ins Auge fällt, ist „bleiben“. Immer wieder kommt dieses in dem Abschnitt zu dem Weinstock und den Reben vor. Bleiben ist mehr etwas Passives als etwas Aktives. Bleiben heißt: Ich bin schon da. Ich muss mich nicht erst mühevoll zu Jesus durcharbeiten. Muss nicht immer wieder krampfhaft an der Weinranke zu ihm hochklettern. Muss mich nicht an ihm festklammern. Bleiben heißt: Der Weinstock trägt mich. Der Weinstock hält mich fest. Bleiben heißt: Ich darf bei ihm sein.
Miri Röhm
Ich bin die Auferstehung und das Leben
Marta trauert um ihren toten Bruder Lazarus. Als sie Jesus begegnet, macht sie ihm Vorwürfe. Wie hatte er das nur zulassen können? Wieso hatte er nicht geholfen? Warum hatte er nicht geheilt?
Ja, sie glaubt an die Auferstehung. Dass am letzten Tag auch ihr Bruder wieder auferstehen würde. Aber bis dahin dauert es noch eine Ewigkeit. Wie soll sie nur Hoffnung haben bis zu diesem Tag?
Moment. Was soll denn jetzt der Kommentar von Jesus bedeuten? „Ich bin die Auferstehung und das Leben“ (Johannes 11,25)? Marta versteht das nicht. Noch nicht. Aber als Jesus ihren toten Bruder zu neuem Leben erweckt, beginnt sie zu ahnen, dass Jesus viel größere Macht hat als sie bisher dachte.
So oder so ähnlich könnte Marta sich damals gefühlt haben. Wie oft geht es mir so, dass ich in der Bibel etwas lese, was Jesus gesagt hat, und es nicht verstehe, weil es so abstrakt und unverständlich wirkt. Aber wenn man diese Aussage von Jesus auf das Wesentliche herunterbricht, dann sagt er hier zunächst einmal: „Ich bin stärker als der Tod.“ Nur wer das Leben gemacht hat, kann darüber verfügen. Kann neues Leben geben. Kann Totes wieder lebendig machen. Jesus sagt also noch etwas: „Ich bin Gott.“ Gott ist Schöpfer. Der Einzige, der Leben aus dem Nichts hervorbringen kann. Und der Einzige, der das Recht hat, über Tod und Leben zu entscheiden.
Und das zeigt Jesus auch ganz praktisch. Er erweckt Lazarus zu neuem Leben. Noch ahnt Marta nicht, dass Jesus selbst sterben und auferstehen wird. Aber dieses eindrückliche Erlebnis mit ihrem eigenen Bruder wird ihr vielleicht geholfen haben, die unglaublichen Ereignisse später an Ostern verstehen und glauben zu können.
Miri Röhm
Ich bin das Brot des Lebens
Deutschland ist die absolute Brot-Nation. Weißbrot, Graubrot, Schwarzbrot. Mit Körnern, ohne Körner. Was gutes deutsches Brot ist, weiß manch einer erst, nachdem er mal in anderen Ländern Brot gegessen hat.
Viele Menschen zur Zeit von Jesus haben auch ein eindrückliches Erlebnis mit Brot gehabt. Jesus hat auf erstaunliche Weise aus nur fünf Broten so viel zu Essen gemacht, dass weit über 5.000 Menschen davon satt geworden sind. So ein Erlebnis brennt sich ein bei jedem, der dabei war. Kurze Zeit später fordern die Menschen Jesus also auf, ihm immer von diesem Brot zu essen zu geben. Doch Jesus macht deutlich, dass es nicht einfach nur um das „Unser täglich Brot gib uns heute“ und die Sorge um das leibliche Wohl gehen soll.
Brot ist Nahrung, die wir zum Leben brauchen. Jeden Tag neu. Leider kann man nicht „voressen“, also den einen Tag mehr als der Körper braucht und dafür die nächsten Tage nichts mehr. Das bedauere ich immer wieder, wenn es z.B. Raclette gibt. Jesus sagt in Johannes 6,35: „Ich bin das Brot des Lebens.“ Und dabei geht es nicht um Nahrung, die unser Körper zum Leben braucht. Es geht um die Nahrung, die unsere Seele zum Leben braucht. Und auch hier kann man nicht „voressen“. Wir brauchen Jesus jeden Tag aufs Neue.
Wenn du das nächste Mal gutes deutsches Brot isst, dann denke an das Brot des Lebens und danke Jesus dafür, dass er deine Seele genauso mit Nahrung versorgt wie deinen Körper.
Miri Röhm
Ich bin das Licht der Welt
Als Kind habe ich es gehasst, morgens geweckt zu werden. Ganz schlimm war es, wenn meine Eltern dafür einfach das Licht angemacht haben. Man kneift die Augen krampfhaft zusammen, weil die Helligkeit so blendet und anstrengend ist für die müden und an Dunkelheit gewöhnten Augen.
Wie heißt es so schön: „Die Augen sind das Fenster zur Seele.“ Ich glaube, dass es meiner Seele auch manchmal so geht wie meinen Augen. Licht und Dunkelheit sind ein Bild für Gut und Böse. Und das Böse, die Dunkelheit, ist in dieser Welt sehr präsent. Menschen, die grausame Dinge tun. Menschen, die tiefes Leid erleben müssen. Meine Seele ist an diese Dunkelheit gewöhnt, weil sie überall um uns herum spürbar ist. Wenn in diese Dunkelheit hinein ein helles Licht angemacht wird, dann geht es meiner Seele genauso wie meinen müden Augen morgens. Sie ist überwältigt von der Helligkeit und versucht sich krampfhaft abzuwenden, sich zu verschließen. Sie ist das Licht einfach nicht gewohnt.
Genau wie bei dem Licht morgens braucht es aber das Licht in der Dunkelheit dieser Welt. Licht ist Leben. Ohne Licht würde diese Erde nicht existieren. Und auch Dinge des Alltags, die wir als selbstverständlich erachten, wären ohne Licht nicht möglich. Aber ich kann das Licht des Tages nur nutzen, wenn ich morgens die Augen öffne. Wenn ich bereit bin, die Helligkeit zuzulassen.
Jesus sagt von sich in Johannes 8,12: „Ich bin das Licht der Welt!“ Das Licht, das die Dunkelheit in dieser Welt hell machen und Leben schenken will. Das Licht ist an. Wir brauchen nur unsere Augen, unsere Seele zu öffnen. Und bereit sein, die Helligkeit zuzulassen.
Miri Röhm
Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben
Vor seinem Tod fragen die Jünger, wie sie dahin kommen, wo Jesus hingeht – in das Haus des Vaters. "Ich bin der Weg!", antwortete Jesus. "Ich bin die Wahrheit und das Leben! Zum Vater kommt man nur durch mich. Wenn ihr erkannt habt, wer ich bin, dann habt ihr auch meinen Vater erkannt.“ (Johannes 14,6-7a; Neue evangelistische Übersetzung)
Jesus ist der Weg. Der eine Weg zu Gott. Die Tür zum Haus des Vaters. Das Ticket in den Himmel. Aber wenn Jesus nur das wäre, was hätte ich dann davon, jetzt schon mit ihm unterwegs zu sein? Warum nicht warten bis ich alt bin?
Jesus ist die Wahrheit. Wir leben in einer Zeit, wo Wahrheit eine Frage der Perspektive ist. Jeder darf seine eigene Wahrheit haben. Jeder kann machen, was er will, behaupten, was er für richtig hält, solange er es gut begründet. Wahrheit ist eben Ansichtssache. Aber die Bibel sagt, dass Jesus die Wahrheit ist. Wahrheit ist keine Philosophie, kein Weltbild, keine Theorie. Wahrheit ist eine Person. Eine Person, die durch ihr Leben gezeigt hat, wie Menschsein ursprünglich gedacht war. Eine Person, durch die wir Gott erkennen können.
Jesus ist das Leben. Durch Jesus ist die Welt geschaffen. Durch Jesus ist Leben erst möglich. Und durch Jesus haben Tod und Sünde keine Macht mehr. Er hat das Leben, wie es einmal war, wieder zurückgebracht – in enger Beziehung zu Gott, in ehrlicher und liebevoller Gemeinschaft miteinander, in seiner ganzen Fülle. Und dieses Leben gibt es eben nicht erst im Himmel, sondern eben auch schon hier auf der Erde, wenn wir mit ihm unterwegs sind.
Jesus ist nicht nur der Weg in den Himmel. Jesus ist nicht nur die Wahrheit, die uns Gott erkennen lässt. Jesus ist nicht nur das Leben, durch das wir wieder Gemeinschaft haben können. Jesus ist der Weg und die Wahrheit und das Leben.
Miri Röhm
Ich bin der gute Hirte
Jesus sagt in Johannes 10, 14-15: „Ich bin der gute Hirt; ich kenne meine Schafe, und meine Schafe kennen mich – so wie der Vater mich kennt und ich den Vater kenne. Und ich setze mein Leben für die Schafe ein.“ (Neue evangelistische Übersetzung)
„Ich bin der gute Hirt.“ Versorger. Ermutiger. Beschützer. Der gute Hirte kann so vieles sein. Was fällt dir dazu ein, wenn du in diesem Vers liest, wie Jesus von sich sagt, er ist der gute Hirte?
Ich bleibe vor allem an einer Aussage hängen: Meine Schafe kennen mich. Ja, der gute Hirte kann so vieles sein, kann so vieles Gutes tun. Versorgen, ermutigen, beschützen. Aber die Frage ist nicht, ob der gute Hirte das kann. Die Frage ist, ob ich glaube, dass er das tut. Kenne ich den Hirten wirklich? Glaube ich, dass er gut ist? Glaube ich, dass er Gutes mit mir im Sinn hat? Dass er versorgt, ermutigt, beschützt? Oder habe ich eher das Gefühl, dass er mich herumkommandiert, seine Hunde auf mich hetzt, mich in öde Gegenden treibt?
Die Bibel verspricht, dass Jesus der gute Hirte ist. Der gute Hirte, der seine Schafe kennt und sogar sein Leben für sie gibt. Wenn dieser Hirte es nicht gut mit mir meint, wer denn dann? Ich will diesen Hirten kennen – so wie er wirklich ist. Ich will lernen, diesem Hirten zu vertrauen. Ich will glauben, dass er gut ist. Weil er es bewiesen hat: „Ich setze mein Leben für die Schafe ein.“
Miri Röhm
In einem Lied heißt es:
„Herr, dein Wort, die edle Gabe, diesen Schatz erhalte mir,
denn ich zieh‘ es aller Habe und dem größten Reichtum für (Anmerkung: vor).
Wenn dein Wort nicht mehr soll gelten, worauf soll der Glaube ruhn?
Mir ist‘s nicht um tausend Welten, aber um dein Wort zu tun.“
Wow, was für eine Aussage vor ca. 250 Jahren von Graf Nikolaus von Zinsendorf, Gründer der Brüdergemeine (Anm.: ohne „d“). Ich habe von Christen in Ländern mit Christenverfolgung gehört, die waren überglücklich darüber, wenigstens eine oder manchmal sogar auch ein paar Seiten der Bibel zu besitzen. Sie hüteten diese wie einen sehr großen Schatz und lasen darin immer wieder.
Welche unendlichen Möglichkeiten haben wir hier und heute – bis hin zu Bibelservern? Manche haben sogar mehrere Bibelausgaben und Bibelkommentare daheim. Wie umkämpft,verspottet, belacht, unbeachtet und im persönlichen Leben für seine eigenen Vorstellungen missbraucht ist dieses Buch immer wieder bis heute. Auch Christen neigten und neigen immer wieder dazu, wie auf einem Jahrmarkt der Möglichkeiten sich bestimmte Passagen herauszupicken, diese zu überbetonen, wichtige Aussagen weg zu kommentieren. Wie schade!
Mir fällt ein Wort des Propheten Amos ein, eigentlich ein Gerichtswort damals an Israel (Amos 8,11): „Siehe, Tage kommen, spricht der Herr, HERR, da sende ich einen Hunger ins Land , nicht Hunger nach Brot und nicht einen Durst nach Wasser, sondern danach, die Worte des HERRN zu hören.“
Dazu eine provozierende Frage an dich und mich, die für manchen heute sehr befremdlich klingen mag: Könnte es sein, dass man dieses Buch, durch das der allmächtige Gott in Christus zu uns Menschen spricht, eigentlich erst betend und anbetend auf den Knien lernen kann tiefer zu verstehen?
Thomas Schröder
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