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2020 06 10 Impuls So Gott will

So Gott will und wir leben

Ein väterlicher Freund hatte eine Angewohnheit. Wenn er zu einem Treffen einlud, wenn er Ereignisse und Zusammenkünfte plante, versah er die entsprechenden Nachrichten mit dem Zusatz: „Sub conditionem Iacobae“. Übersetzt: „Unter der Bedingung des Jakobus“. Das hat mich allein deshalb fasziniert, weil es Latein war. Ich hatte in der Schule 6 Jahre Latein und fand die Sprache schon immer geheimnisvoll. Und gelehrt. „Sub conditionem Iacobae“, „Unter der Bedingung des Jakobus“: So planten unsere Vorfahren ihre Zukunft. Und mit dieser Bedingung meinten sie das, was in der Bibel im Jakobus-Brief zu lesen ist: „So Gott will und wir leben“ steht da (Jakobus 4,15). In diesen Worten steckt die Einsicht: Wir haben unsere Zeit nicht selbst in der Hand. Was morgen sein wird und übermorgen; was die nächsten Wochen und Monate bringen werden: Wir wissen es nicht mit Sicherheit. Wir tragen Verantwortung, müssen entscheiden, planen, handeln, in die Wege leiten. Wir können und wissen erstaunlich viel. Doch das Wesentliche – das Leben selbst – liegt nicht in unserer Macht. Diese Erkenntnis rückt uns seit Monaten beklemmend nah auf den Leib. Sie kann komplett verunsichern und uns den Boden unter den Füßen wegziehen. Davon haben wir gerade eine Menge gespürt. Sie mag auch heilsam entlasten: Von der Illusion, wir könnten und müssten alles allein schaffen. Von dem Wahn, wir könnten mit unserem Wissen alles durchdringen und ergründen. Stattdessen: So Gott will und wir leben. Was für ein Vertrauen! Kein Schicksal treibt mit uns sein unheimliches Spiel. Was ist und was wird, steht in Gottes Hand. Diese Gewissheit vertreibt zwar nicht alle Angst. Sie beantwortet erst recht nicht jede Frage, weil mir in meinem Gottvertrauen zugleich deutlich wird: Gott bleibt in seiner unerschütterlichen Liebe und Treue zugleich unerklärlich und unbegreiflich für mich, manchmal auch unheimlich. Gerade deshalb klammere ich mich daran: In allem, was wir nicht machen und nicht wissen und nicht planen können, steht ein Ausweg offen. Ein Einfallstor für ungeahnte Möglichkeiten; für eine lebendige Kraft, die über menschliches Vermögen hinausgeht. Solche Hoffnung macht hellwach. Sie nährt das Herz und beflügelt den Verstand. Im besten Fall hilft sie zu einem Mut, der etwas riskiert und doch nicht fahrlässig ist. So Gott will und wir leben: Solche Haltung brauchen wir jetzt. Nötiger denn je.

Frank Mißmahl

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